Rote Ruhr Armee
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Rote Ruhr Armee

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Glück auf - Die Rote Ruhr Armee
Nieder mit dem Putsch! Es lebe die soziale Revolution!


Die Rote Ruhr Armee führte im Ruhrgebiet im März 1920 zur Abwehr des völkisch-nationalistischen Kapp-Putsches und zur Durchsetzung revolutionärer Forderungen einen bewaffneten Kampf gegen die reaktionären und republikfeindlichen Freikorps und andere Reichswehrtruppen, der auch als Aufstand an der Ruhr bezeichnet wird. Die kämpfenden Arbeiter:innen bildeten eine Antifschistiche Einheitsfront und hatten neben der Zerschlagung der faschistischen Truppen eine sozialistische Räte-Republik zum Ziel.

Am 13. März 1920 putschten republikfeindliche, monarchistische und völkisch gesinnte Freikorps-Soldaten mit dem Hakenkreuz am Stahlhelm gegen die Weimarer Republik.

Die Reichswehr weigerte sich, die rechtmäßige Regierung zu verteidigen. Friedrich Ebert und die sozialdemokratisch geführte Regierung flohen nach Stuttgart. Überall im Land traten daraufhin die Arbeiter in den Generalstreik - erstmals in der Geschichte unseres Landes. Es kam zur größten Aufstandsbewegung, die es in Deutschland seit den Bauernkriegen des 16. Jahrhunderts gegeben hat.

Gegen die Freikorps-Soldaten, die versuchten, die Arbeiter mit Waffengewalt zur Arbeit zu zwingen, setzten diese sich zur Wehr: sie entwaffneten die Soldaten und schon nach wenigen Tagen brach der Putsch zusammen.

Der Anführer der Putschisten, der Bankier Wolfgang Kapp, floh. Die Regierung kehrte wieder nach Berlin zurück und erklärte den Streik für beendet. Sie forderte die Arbeiter auf, die Waffen niederzulegen. Die Arbeiter waren sich uneins, ein Teil wollte die Waffen abgeben, ein anderer Teil bestand auf der Erfüllung ihrer Forderungen.


Vor allem im Ruhrgebiet jedoch weigerten sich die Arbeiter und stellten Forderungen auf. Es ging ihnen hauptsächlich darum, dass die meuternden Offiziere und alle Sympathisanten und Unterstützer des Putsches aus der Armee und der Verwaltung entfernt werden und stattdessen demokratische, sozialistische Menschen ihre Funktionen übernehmen. Alle linken Arbeiterparteien und Gruppen beschlossen spontan ein Bündnis gegen die Putschisten, qusi eine Antifaschistische Einheitsfront aus Kommunist:innen, Anarchist:innen (zu deiser Zeit eine Starke Kraft im Ruhrgebiet) Sozialist:innen und sogar Sozialdemokrat:innen. Sie verfassten einen gemeinsamen Aufruf zur „Erringung der politischen Macht durch die Diktatur des Proletariats“

Am 17. März 1920 gab Kapp auf, nachdem sich 12 Millionen Arbeiter am reichsweiten Generalstreik beteiligten. Der Generalstreik, der mit ungeheurer Wucht gegen den Militärputsch einsetzte, war der einzige politische Generalstreik in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, der diesen Namen verdient. Am 22. März wurde der Streik offiziell für beendet erklärt.

Im Ruhrgebiet kam es am 13. März 1920 neben dem Generalstreik zur Bildung einer Roten Armee, der es gelang, binnen kürzester Zeit die bewaffneten Ordnungskräfte im Revier zu besiegen. Die in der Roten Armee vereinigten Arbeiter kämpften nicht für den Bestand der alten Regierung, sondern für eine Gesellschaft ohne ökonomische und staatliche Ausbeutung.

Sie entwaffneten Einwohnerwehren, Sicherheitspolizei und Freikorps. Von den 50.000 bis 100.000 Mitgliedern der Roten Armee war etwa die Hälfte in der Freien Arbeiter Union Deutschlands" (FAUD) organisiert. Viele Arbeiter hatten von anderen Gewerkschaften zur anarchosyndikalistischen FAUD gewechselt, die wegen der von ihr propagierten direkten Aktion (Streik, Sabotage und Betriebsbesetzungen) großen Anklang im Revier fand. Allein in Dortmund hatte die FAUD etwa 20.000 Mitglieder. Geführt wurde diese letzte revolutionäre Massenbewegung in Deutschland von den in zahlreichen Ruhrstädten gebildeten demokratischen Räten.

Am 17. März 1920 griffen Einheiten der Roten Ruhrarmee bei Wetter eine Vorhut des Freikorps Lichtschlag an. Sie erbeuteten die Geschütze, nahmen 600 Freikorps-Angehörige gefangen und besetzten Dortmund.

Am 20. März 1920 bildete sich in Essen der Zentralrat der Arbeiterräte, die in Teilen des Ruhrgebiets die Macht übernahmen. Auch in Hagen gab es eine Zentrale. Dem Ultimatum der ins Amt zurückgekehrten Regierung, bis zum 30. März bzw. 2. April Streik und Aufstand aufzugeben, kamen die Arbeiterräte nicht nach.

Die Folge war die erneute Proklamation eines Generalstreiks. Daran beteiligten sich mehr als 300.000 Bergarbeiter (rund 75 Prozent der Belegschaften). Der Aufstand brachte auch andere Städte in die Hände der Arbeiter. Bis Ende März war das ganze Ruhrgebiet erobert.

Am 2. April 1920 marschierten Reichswehreinheiten ins Ruhrgebiet ein, darunter auch diejenigen Teile, die noch Tage zuvor den Putsch unterstützt hatten. Unter anderem wurde die Marine-Brigade von Loewenfeld ins Ruhrgebiet geschickt - drei Wochen vorher hatte sich dieses Freikorps am Kapp-Lüttwitz-Putsch beteiligt.
Mit Rückendeckung der neuen Reichsregierung wurde der Aufstand blutig niedergeschlagen. Es erfolgten Todesurteile sowie Massenerschießungen. Nach dem Ende der Kämpfe hatten die Aufständischen weit mehr als 2.000 Tote zu beklagen, Reichswehr und Freikorps etwa 372.

Die Justiz der Weimarer Republik ließen die Mörder ungeschoren, Familien getöter Arbeiter, die die Republik vor den Putschisten verteidigt hatten, erhielten keine Unterstützung vom Staat.

Der gemeinsame Generalstreik, der mit ungeheurer Wucht gegen den Militärputsch einsetzte und die bewaffneten Kämpfe im Bergischen Land und im Ruhrgebiet, fegten schließlich die Kapp-Lüttwitz-Putschisten aus dem Berliner Regierungsviertel. Der Historiker Erhard Lucas nannte diesen Generalstreik zu Recht „den einzigen politische Generalstreik in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, der diesen Namen verdient. Er ist ein Markstein in der demokratischen Tradition Deutschlands.“


Nicht vergessen sind aber auch die weiteren Ereignisse, die die Spaltung der deutschen Arbeiterbewegung für viele Jahre zementieren sollten. Nach dem sog. Bielefelder Abkommen, das die Kapitulation und die Entwaffnung der Roten Ruhr Armee erzwang, kehrten die Reichswehr- und Freikorpstruppen - mit der Zustimmung der vom Generalstreik geretteten SPD-Regierung - in die freigekämpften Gebiete zurück.

Die Folge: Das Militär und die Freikorps rächten sich in zahlreichen Massakern für die Niederlagen gegen die Rote Ruhr-Armee. Zudem mussten Zehntausende aus den ehemaligen Kampfgebieten flüchten.

Die Erinnerung an diese Kämpfe und auch an die Opfer aus den Reihen der Arbeiter*innenbewegung war lange Jahre – trotz aller parteipolitischen Spaltungen – ein wichtiger gemeinsamer Bezugspunkt.

hier findet ihr einen sehr lesenswerter Artikel im Freitag

und einen sehr ausführlicher Beitrag von Bernd Langer findet ihr hier.